Seit wann gibt es deutschen Whisky?

Seit wann gibt es deutschen Whisky?


Deutscher Whisky erlangte in den vergangenen Jahren immer mehr Bedeutung in der Spirituosen Szene. Nicht nur in Deutschland steigt die Nachfrage und wächst das Interesse am deutschen Whisky. Auch das Ausland lernt das Getreide Destillat aus unseren heimischen Gefilden immer mehr zu schätzen. Selbst bei internationalen Spirituosen Wettbewerben und in anerkannten Whisky Bibeln erlangen deutsche Whiskys die Bestnoten. Bei der Betrachtung dieser erfreulichen Entwicklung stellt sich die Frage: Seit wann gibt es deutschen Whisky? Wo hat deutscher Whisky seinen Ursprung?

 

Dabei sollten wir gleich zum Anfang zwei wichtige Fragen stellen. Zum einen ist es wichtig, zu klären, was deutscher Whisky eigentlich ist. Und zum anderen sollten wir betrachten, was es denn bedeutet, wenn sich ein Brenner das Prädikat “Erster deutscher Whisky” verleiht. Oder ob es wichtig ist, wer zuerst deutschen Whisky gemacht hat.

 

Was ist deutscher Whisky

Also zur ersten Frage. Es gibt Quellen, die berichten von Whisky, der schon vor über 100 Jahren in Deutschland hergestellt wurde. Allerdings werden diese Destillate wenig mit dem zu tun haben, was wir heute unter Whisky verstehen. Es wird sich um eine Mischung aus  in Fässern gelagerten Bierbränden oder Korn und in großen Maßen importierten ausländischen Whiskys gehandelt haben. Diese Mischungen von Destillaten können wohl kaum als deutsche Whiskys bezeichnet werden. Vor allem, wenn die heute geltende Mindestlagerdauer von drei Jahren nicht eingehalten wurde oder die Spirituosen gezuckert oder mit weniger als 40 % Vol. Alkohol in den Handel gebracht wurden. Also ist es wohl mehr als fraglich, die Ursprünge deutschen Whisky’s vor so vielen Jahren zu suchen.

 

Racke Rauchzart

Außerdem lässt sich darüber streiten, ob ein Destillat, das nicht in Deutschland gebrannt wurde, als deutscher Whisky bezeichnet werden kann. Das ist besonders interessant, wenn man sich das Beispiel eines vermeintlichen Pioniers des deutschen Whiskys anschaut. Die Rede ist von Racke Rauchzart. Der gilt in manchen Betrachtungen als ältester deutscher Whisky. Für mich liegt das etwas anders. Denn zu jeder Zeit wurden Bestandteile des Whiskys eben nicht in Deutschland, sondern in Schottland hergestellt. Das kann für mich kein “Deutscher Whisky” sein. Sehr wahrscheinlich wurde schon vor dem 2. Weltkrieg Whisky in dieser Weise im großen Stil in Deutschland produziert und gemischt.

Damit ist die erste Frage, was denn deutscher Whisky ist, beantwortet. Er sollte ausschließlich in Deutschland hergestellt werden und sich an die Vorgaben der europäischen Spirituosen Verordnung halten. Sprich die Mindestlagerdauer und den Mindestalkoholgehalt sowie die Angaben zur Herstellung einhalten.

Wann ging es wirklich los?

Nun zur zweiten Frage. Was nützt es uns, den ersten deutschen Whisky ausfindig zu machen? Es gibt kleine Brennereien im süddeutschen Raum, die gelegentlich als Erfinder des deutschen Whiskys gefeiert werden. Sie destillieren und lagern seit gut 40 Jahren Produkte, die sie Whisky nennen. Doch davon wurde kaum Notiz genommen. Die Brennereien und die Produkte sind quasi unter dem Radar geflogen. Probiert man diese Brände, fühlt man sich schnell an fassgelagerten Korn erinnert. Das mag zum einen an der “deutschen” Herstellungsweise und zum anderen an dem Verständnis vieler deutscher Brenner zu Whisky im Allgemeinen haben. 

 

Gräbt man dann noch etwas weiter in den Analen der deutschen Whisky Geschichte, tauchen da in den 1970er und 1980er Jahren weitere Brennereien auf, die ebenfalls behaupten, den ersten deutschen Whisky hergestellt zu haben. Es wird schwer möglich sein, unter diesen Brennereien diejenige zu finden, die wirklich die erste war, die deutschen Whisky produziert hat. Das ist nebenbei bemerkt in den Ursprungsländern des Whiskys nichts anderes. Niemand kann heute noch sagen, wer im 16. Jahrhundert in Schottland oder Irland zuallererst Whisky destilliert hat.

 

Auch in den 1990er haben noch heute sehr bekannte Brennereien unter anderem Whisky hergestellt. Doch immer als Nebenprodukt in ihrem Portfolio. Whisky wurde hier nie als Fokus der Produktion betrachtet. 

 

Deutscher Whisky wird prominent

Die wirklich ersten Brennereien, die so richtig Gas gegeben und deutschen Whisky definiert haben, waren andere. Da kann man sich gut um die Jahrtausendwende herum orientieren. Gerade eine Brennerei ist hier im Besonderen zu nennen. Die Slyrs Brennerei in Bayern hat schon Ende der 1990er Jahre ihren ersten Whisky produziert und ist seit 2006 mit einer großen reinen Whiskybrennerei groß ins Business eingestiegen. Zur gleichen Zeit haben gut ein Dutzend weitere Brennereien im Bereich Whisky einiges erreicht. Mit dabei waren und sind unter anderem: Liebl, Stonewood, Hillock, Finch und Rothaus. All diese Unternehmen haben sich intensiv mit der Herstellung und der Vermarktung deutscher Whiskys befasst und dem ganzen Thema einen Bärendienst erwiesen. Wer mich fragt, seit wann es deutschen Whisky gibt, dem antworte ich: Seit etwa 20 Jahren.